STOCKKAMPF

 

 

Das Kwoon Do Prüfungsprogramm beinhaltet ausschließlich waffenlose Techniken. Der Stockkampf wurde in das Training – vor allem für die fortgeschrittenen Schülergrade – aufgenommen, um das Technikrepertoire zu erweitern und das Programm "abzurunden". Der Umgang mit einer Waffe verlangt ein hohes Maß an Koordination und Distanzgefühl. Interessant ist, dass sich viele der Waffentechniken (egal ob Kurz- oder Langstock) auf den waffenlosen Kampf übertragen lassen – und umgekehrt. Wir verwenden in unserem Training Langstöcke (Bo, Sibat) und Kurzstöcke (Baston) aus Rattan.

 

Der Stockkampf, wie er in den Kwoon Do-Vereinen unterrichtet wird, hat sich im Laufe der Jahre durch die Trainingserfahrungen der Danträger immer weiterentwickelt. So brachte Sifu Thomas Schmidt-Herzog seine Erfahrungen aus dem vietnamesischen Stil Nga Mi (Bai Mei Mao) ein, und aus den philippinischen Kampfkünsten, die er bei vielen verschiedenen Lehrern studiert hat. Die im KWOON Kevelaer unterrichteten Kurzstock-Techniken stammen zum größten Teil aus dem Real Arnis, das Sifu Frank Peters bei Punong Guro Alfred Plath trainiert. Da ein regelmäßiger Austausch zwischen den Vereinen stattfindet, und sich die Techniken aus den verschiedenen Stilrichtungen hervorragend ergänzen, bestehen bei den Trainingsinhalten keine wesentlichen Unterschiede.

 

 

Im Internet gibt es bereits zahlreiche Webseiten, die sich speziell mit den philippinischen Kampfkünsten und deren Ursprung, Geschichte und Techniken beschäftigen. Daher möchten wir uns im Folgenden darauf beschränken, auf die wichtigsten Übungsformen in unserem Stock-Training einzugehen:

 

 

Partner-Formen

 

Angriffs- und Verteidigungstechniken werden in einer festgelegten Abfolge mit einem Partner geübt. Bei einigen Formen wird die Rolle des Angreifers und des Verteidigers festgelegt (die Rollen werden erst dann getauscht, wenn der Angreifer seine Angriffserie beendet hat), bei anderen Formen führen beide Partner zeitgleich identische Bewegungen aus, so dass sich die Stöcke jeweils am Endpunkt der Technik treffen.

Die Partnerformen stammen aus dem Shaolin Kung Fu von Peter Rutkowski.

 

 

Sinawali

 

Das philippinische Wort Sinawali bedeutet soviel wie "gewobene Matte". Dabei handelt es sich um zyklische Schlagfolgen, die mit einem - oder mehreren - Partnern geübt werden. Ein Sinawali kann aus beliebig vielen Schlägen bestehen, die in schneller Abfolge ausgeführt werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Single- und Double-Sinwalis. Beim Single ist nur ein Stock aktiv, während der zweite Stock in dieser Zeit in der Ausgangsposition ruht. Beim Double werden beide Stöcke abwechselnd eingesetzt. Die Übung von Sinawalis schult gleichzeitig die Kontrolle des Stocks, das Timing, die Schlagpräzision, die Koordination, Schnelligkeit und Ausdauer – und macht Spaß!

 

 

Entwaffnungen

 

Unterschiedliche Prinzipien, mit denen ein Angreifer entwaffnet werden kann. Diese Prinzipien lassen sich gegen Angriffe aus allen möglichen Angriffswinkeln einsetzen und sind zudem (zum größten Teil) auch vom Kurzstock auf andere Gegenstände (wie z.B. Gürtel, Kugelschreiber) oder auch auf waffenlos übertragbar.

 

 

Hubud Lubad

 

Trapping-Drill mit offenen Händen in der Nahdistanz (Dreierkontakt). Ziel einer Drillübung ist es, bestimmte Bewegungsmuster zu automatisieren. Dazu werden die Techniken mit Partner in einer Endlosschleife ausgeführt, wobei die Rolle des Angreifers und des Verteidigers ständig wechselt. Die ständige Wiederholung der Technik führt zu einer Automatisierung, oder wie man landläufig sagt: man beherrscht die Technik im Schlaf. Die Hubud-Drills können mit Kurzstöcken, aber auch mit Messern oder waffenlos ausgeführt werden.

 

 

Tapi Tapi und Freestyle

 

Den Einstieg ins Tapi Tapi bildet ein einfacher Kurzstock-Drill, bei dem die Rollen des Angreifers und des Verteidigers ständig wechseln. A greift an, V blockt diesen Angriff und kontert, usw. Die Besonderheit bei der Ausführung der Blocktechnik ist die gleichzeitige Kontrolle der Waffenhand des Angreifers. In diesen Drill lassen sich nun alle möglichen Techniken einbauen, z.B. zusätzliche Schläge, Abanicos, Butt-Techniken, Ansatz von Hebeln und Entwaffnungen, Distanzwechsel und Übergang in Sinawalis, usw. Diese Übungsform bezeichnet man dann auch als Freestyle. Geschult werden Reaktionsvermögen und der "spontane" Einsatz der bisher erlernten (Grund-)Techniken.